Ich greife das Thema hier noch einmal auf.
Auch wenn es den Anschein haben mag und die Arbeit mit dem Equalizer (EQing) auch eine gewisse Kunst ist, ist es aber auch keine Hexerei.
Um gezielte(re) Eingriffe vorzunehmen- und um verstehen zu lernen, was man da eigentlich macht, ist es wichtig zu wissen, welche Frequenzbereiche `nen Sound eigentlich ganz explizit "färben".
Im Englischen benutzt man mitunter den Begriff "7 Bad System Dwarfes", die im wesentlichen die 7 wichtigsten Zonen des Frequenzbands aufschlüsseln.
Ich möchte es an dieser Stelle bezüglich "Tubby", "Muddy", "Boxy" usw. nicht aufschlüsseln und verweise hierzu auf etliche Youtube-Videos zu diesem Thema, wie z.B.
HIER (welches sich zwar mehr mit Musik & Vocals beschäftigt, aber dennoch ein praktikables Erklärbärvideo bzgl. Frequenzbereiche ist).
Ich kann Einsteigern den Tipp geben, ohnehin erst einmal nicht mit zu vielen Bändern zu arbeiten (4 reichen völlig aus), denn mehr und mehr Bänder führen bei Einsteigern sehr sehr sehr oft nur zu so genannten "Verschlimmverbesserungen" und manchmal ist auch gar nicht soviel nötig, wie man immer glaubt, machen zu müssen.
(Das ist vergleichsweise wie beim Kochen: Je mehr Gewürze man reinhaut, umso wahrscheinlicher, dass am Ende die Suppe nicht schmeckt
Tipp#2: Senke Frequenzen lieber ab, anstatt Frequenzen anzuheben... denn abgesenkte Frequenzen schaffen wiederum Luft für andere Bereiche, die vorher "maskiert" (überlagert) waren.
Mal so ganz doof gesagt:
Alles was du auf der linken Seite des Frequenzbands absenkst (Bässe, untere Mitten usw.) schafft mehr Klarheit auf der rechten Seite (Mitten, Höhen).
Üblicherweise klingen Roh-Aufnahmen vom Mik i.d.R. etwas dumpfer und nicht so klar und durchsetzungsfähig, wie man es in fertigen, mit EQ, Kompressor, Exciter usw. Sound veredelten Produktionen kennt.
Anstatt jetzt nun aber etwaige Höhen und Mitten in so eine dumpfe Aufnahme zusätzlich reinzudrehen (und für einen "verzischten" Salat zu sorgen), schafft der umgekehrte Weg, nämlich Bässe und untere Mitten abzusenken, schon den richtigen Weg hin zu mehr Klarheit und Sprachverständlichkeit.
Die wichtigsten Bereiche hierfür sind das Absenken der Frequenzen von 20-120 Hz (klingt
bassig), 200-350 Hz (klingt
matschig), 400-600 Hz (klingt
wie in die Hand gesprochen hohl/näselnd/in der Box).
Mit welchen Stärken dort abgesenkt wird, ist wiederum eine individuelle Frage der vorhandenen Aufnahme, bzw. verwendeten Miks.
Es gibt Mikrofone, z.B. Neumänner (meine persönlichen Lieblingsfeinde), die reagieren mitunter so extrem sensibel schon beim feinsten, allerkleinsten EQ-Eingriff (da reicht fast schon nur der Blick) und hauen dir einen plötzlich so dermaßen anderen Sound um die Ohren, während ein EQ-Eingriff bei einer Aufnahme eines anderen Miks so tief runter gezogen werden kann- und dort nur verhältnismäßig wenig passiert.
Daher kann man auch nicht sagen, "hier und da", "so und soviel" runterzugehen, weil Miks, bzw. etwaige Aufnahmen, ganz unterschiedlich reagieren können... mal mehr, mal weniger stark.
Der Sprechersound ist ja auch ein bissl abhängig davon, was man einspricht.
Für eine Art "Werbeclip" a 30-Sekünder mag ein typisch basslastiger Radiovoice-Sound entsprechend dynamisch klingen, für ein mehrstündiges Hörbuch wiederum, kann es aber durchaus die reine Hölle sein.
LG
Markus