AW: Cutterschule (Beispiel): Wie schneidet man ein Hörspiel
also gut, lieber jeln! dann folge ich mal deinem aufruf... ich finde es nämlich wirklich toll, wie anschaulich, bzw. anhörlich du dieses thema aufbereitet hast.
ich möchte gern etwas vertiefender auf das angleichen der stimmen eingehen. bei unserer dezentralen aufnahme ist das einer der wichtigsten punkte!
dazu muss zunächst gesagt werden, dass ein jeder sprecher vorab seine eigenen takes auf störenden raumhall oder nebengräusche (brummen, sirren, rauschen) überprüfen sollte. dies lässt sich vor allem am besten (in relativ hoher lautstärke) über kopfhörer überprüfen. viele lautsprecher, insbesonder pc- oder laptop-lautsprecher geben solche feinen nebengeräusche nicht oder kaum hörbar wieder.
der cutter sollte nun das ansonsten unbehandelte signal durch eine reihe von klangregelungen schicken, bei deren reihenfolge ich jetzt nicht den stein der weisen in händen halten will, die sich aber für meine zwecke stets bewährt hat. diese wäre:
-zunächst alle takes "normalisieren", damit sich alle sprecher in sachen pegel auf einem niveau befinden. es folgen:
-gate
-kompressor
-limiter
-EQ
-exciter
-de-esser
kurz zur erklärung:
ein gate sorgt dafür, dass ab einem gewissen pegel kein signal mehr hindurch kommt und somit stille herrscht. man kann ein gate also so einstellen, dass wirklich nur die stimme zu hören ist und alles vor und nach dem gesprochenen ausgemerzt wird. aber achtung: bei atmern kommt es vor, das ein schlecht eingestelltes gate den atmer auf unnatürliche weise abschneidet, bzw. das gate erst spät aufmacht. da muss man also ein bisschen am sogenannten threshold fummeln, um die richtige einstellung zu finden.
ein kompressor sorgt dafür, dass leisere signale in ihrer lautstärke angehoben werden. ein guter kompressor ist das A und O für den satten sound einer stimme. seine einstellung ist wahrscheinlich auch eines der schwierigsten themen und bedarf einer menge erfahrung/übung. letzteres aber macht bekanntlich erst den meister.
der limiter sorgt dafür, dass zu laute signale auf ein bestimmtes (gewünschtes) level runtergedrückt werden, ohne dass man beim hören das gefühl hat, das signal wird einfach nur leiser. der limiter ist so etwas wie das gegenstück zum kompressor. beide zusammen bilden für mich so etwas wie eine einheit.
der EQ ist ebenfalls sehr wichtig, weil man mit ihm vor allem störende frequenzen herausfiltern kann. diese sind bei der stimme unterhalb von 75hz komplett herauszunehmen. bei den meisten mikros gibt es dafür auch schon einen absenk-schalter.
im groben lässt sich sagen, dass man bei 120hz noch etwa 3db rausnehmen kann, ebenfalls zwischen 920 und 1200hz. das ist aber von der stimme abhängig. gut macht sich immer, wenn man bei etwa 6000 - 7000 hz noch 1 db anhebt und ab ca. 10000 - 20000 hz mit einem sogenannten "kuhschwanz" nochmal so zwischen 1,5 und 3db anhebt. das hängt aber auch von der aufnahme-quali des sprechers ab.
der exciter ist ein bisschen so was wie ein zauberwerkzeug, denn er frischt das ganze nochmal ordentlich auf. ABER: den exciter muss man so einstellen, dass man ihn im A/B-vergleich eher nur spürt als hört. wenn man ihn nämlich hören kann, hat man den bogen bereits überspannt und die stimme beginnt unnatürlich zu klingen. unter anderem sorgen der kompressor zusammen mit dem exciter auch für diese wunderbaren seidigen obertöne, bei denen man das gefühl hat, sich in der kehle des geschehens zu befinden.
den de-esser benutze ich persönlich immer relativ spärlich, da man bei falscher einstellung den/die sprecher/in schnell zum lispeln bringt. der einsatz des de-essers ist ebenfalls immer stark von der gelieferten aufnahme-qualität und der stimme an sich abhängig.
als eine kleine unterstützung des oben erwähnten möchte ich euch eine nette seite ans herz legen, mit deren hilfe ihr gute erfahrungen machen werdet:
http://www.bws-tonstudio.ch/tontechnik.htm
sie zielt zwar eher auf musikalische aufnahmen ab, aber eigentlich lässt sich davon auch fast alles auf unsere sprachaufnahmen anwenden.
viel spaß beim rumprobieren und den dabei entstehenden "ah-jetzt-ja"-erlebnissen!!!